Das von den Grünen beauftragte Klimagutachen für die Stadt Saarlouis wurde im Ausschuss für Nachhaltigkeit, Ökologie und Verkehr vorgestellt. Es verheißt nichts Gutes für den größten Teil des Stadtgebietes: An heißen Sommertagen herrschen ungünstige humanklimatische Bedingungen. Deshalb müssen wir gegensteuern. Und zwar JETZT! „Das Gutachten zeigt nun schwarz auf weiß, dass unsere Forderungen und Abschlüsse im Koalitionsvertrag als auch unsere bisherigen Anträge zum Klimaschutz absolut der richtige Weg für eine zukunftsorientierte und nachhaltige Politik sind“, so Gerald Purucker, stv. Fraktionsvorsitzender der Grünen.
Da die Teilnehmerzahl bei der Vorstellung des Gutachtens im Theater am Ring aufgrund der Corona-Beschränkungen sehr begrenzt war, versuchen wir die wesentlichen Inhalte und Stellungnahmen im Folgenden wieder zu geben.
Der Bericht des Gutachters war in zwei Teile aufgeteilt. Zum Einen für die Bereiche der Innenstadt und der einzelnen Stadtteile, zum Anderen für die Auswirkungen einer eventuellen Erweiterung des Industriegebietes Lisdorfer Berg. Über Letzteres werden wir in einem eigenen Artikel in Kürze berichten. Wir erwarten, dass das Gutachten nach kompletter Fertigstellung von der Verwaltung öffentlich gemacht wird.
Methodik und Aufgabenstellung
Das Gutachten wurde durch die Firma GEO-Net Umweltconsulting aus Hannover erstellt. Am 21. Juni 2019, ein Tag mit einer klassischen Inversionswetterlage, also eine austauscharme sommerliche Wetterlage, wurden verschiedene Parameter festgehalten. Hierfür wurden 24 Stunden lang Messfahrten, Drohnenaufstiege, Rauchschwadenversuche und stationäre Temperaturstationen betrieben. Die Ergebnisse wurden mithilfe eines Computerprogramms in langen und aufwendigen Rechnerprozessen auf eine Fläche von etwa 160 km2 modelliert. Ebenso wurde auf Basis regionaler Klimaprojektionen und einem Bebauungsszenario „Zukunft“ die zukünftige Situation in Saarlouis im Jahr 2040 prognostiziert.
Ergebnisse sind für manche Regionen der Stadt extrem ungünstig
Peter Trute, Chef der Firma Geo-Net, stellte die Ergebnisse vor: „Hoch erwärmt sind vor allem die Innenstadtlagen sowie die Stadtteile Roden und Steinrausch. Auch die Saar, die im Sommer Wärmelast speichert und an die Umgebung abgibt, trägt nicht zur Frischluftzirkulation bei. Auf dem Großen- und Kleinen-Markt und in großen Bereichen der Innenstadt herrschen extrem ungünstige klimatische Verhältnisse. Große Freiflächen, Verkehrsflächen, fehlendes Grün in der Stadt sind Faktoren, die das Stadtklima extrem negativ beeinflussen. Für 2040 wird eine zusätzliche Erwärmung um 1,2 Grad zu den allgemeinen Erwärmungen durch den Klimawandel prognostiziert. Es werden dann Verhältnisse herrschen, die für die Bewohnerinnen und Bewohner der Stadt hoch belastend wirken werden. Ein erholsamer Schlaf ist nur bei günstigen thermischen Bedingungen von etwa 15 bis 17 Grad möglich, weshalb der Belastungssituation in den Nachtstunden eine besondere Bedeutung zukommt“. Relativ gute Schlaf- und Durchlüftungsbedingungen sind auf den folgenden Karten in Blau, gelb oder hellorange gekennzeichnet.
Schnell Notwendige Maßnahmen ergreifen
Dipl-Geograph Peter Trute führte weiter aus, dass etwa ein Drittel der städtischen Siedlungsfläche humanklimatologisch vertretbar sei. Dies sind Flächen am Stadtrand oder in der Nähe von Waldrandgebieten. Ein weiteres Drittel der Flächen ist jedoch stark bis hoch belastet: „Grünflächen haben deshalb eine extrem hohe Bedeutung für die Frischluftzufuhr. Das kann man an der günstigen Situation rund um den Stadtgarten erkennen. Jeder Baum zählt. Ich rate dringend zu Gegenmaßnahmen. Diese wären: Bäume, Bäume, Bäume, Entsiegelung von Flächen, intensive Dach- und Fassadenbegrünungen, Aufwertung von Straßen und Freiflächen sowie das Schaffen vieler Verschattungssituationen. Des weiteren sollte mehr Wasser in die Stadt. Am besten fließendes Wasser in Form von Bächen, sowie Brunnen oder Fontänen mit Verdunstungskühlung“. Einen weiteren erheblichen Einfluß hat der sog, Albedo-Effekt: Je heller ein Belag, desto mehr reflektiert er in die Umgebung zurück, umso weniger ist die Erwärmung. Aus diesem Grund sind Asphaltflächen wesentlich wärmer als helle Gehwegplatten“.
Grüne sehen sich durch Gutachten in ihrer Politik bestätigt
Gabriel Mahren, Fraktionsvorsitzender der Grünen im Stadtrat von Saarlouis bedankte sich für die ausführliche Berichterstattung zum Gutachten: „Ein wirklich fundiertes und nachvollziehbares Gutachten. Wir sehen uns in unserem Handeln für den Klimaschutz in der Stadt bestätigt. Es ist eine besorgniserregende Bestandsaufnahme für das Klima in unserer Stadt. Das haben wir jetzt schwarz auf weiß. Wir brauchen noch viel mehr Maßnahmen, um dem hausgemachten Klimawandel entgegen zu treten. Wir werden aber auch genau beobachten, wie sich andere Fraktionen verhalten, wenn es zum Schwur kommt“.
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